Die „vergessene“ Transferklausel: Schuldenschnitt für Griechenland wie für die BRD nach dem 2. Weltkrieg? (2)

Die Diskussion um ein 3. Hilfspaket für Griechenland nimmt an Fahrt auf. Soll es doch bereits in der zweiten Augusthälfte stehen.

Viel Zeit bleibt also nicht mehr.

Vergleich zwischen griechischem und deutschem Schuldenschnitt

Im Zuge der politischen Debatte aber auch der öffentlichen Diskussion wird immer wieder ein griechischer Schuldenschnitt angeführt.

Schließlich hätte die BRD nach dem Zweiten Weltkrieg einen solchen ebenfalls bekommen.

Großes Entgegenkommen der Gläubiger

Ich habe Ihnen bereits aufgezeigt, dass dies faktisch richtig ist:

Auf der „Londoner Schuldenkonferenz“ 1952 und 1953 kam es zu einem fünfzig prozentigen Schuldenschnitt der deutschen Auslandsschulden.

Diese wurden damals auf rund 30 Milliarden D-Mark beziffert.

Zusammengesetzt aus 13,5 Milliarden Vorkriegsschulden. Und 16,2 Milliarden Nachkriegsschulden.

Nur die „halbe“ Wahrheit

Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Insgesamt hat die BRD 100 Milliarden D-Mark in Abwicklung des Londoner Schuldenabkommens und anderer Verträge bezahlt.

Das teilte die Bundesregierung bereits 1991mit, wie die FAZ berichtet.

Doch zurück zum Londoner Schuldenabkommen.

Die „vergessene“ Transferklausel

Zumeist vergessen wird in der Diskussion um einen griechischen Schuldenschnitt in Anlehnung an den deutschen, eine oftmals wenig bekannte „Transferklausel“.

Darin wurde festgelegt, dass die Zins- und Tilgungszahlungen der BRD an einen Handelsbilanzüberschuss gekoppelt sind.

Die 580-Millionen-Mark-„Grenze“

Als Grundlage galt der Bilanzüberschuss der ersten acht Monate des Jahres 1952. Der betrug damals etwa 580 Millionen D-Mark.

Das also war der Maßstab.

Das heißt nichts anderes, als dass die BRD erst Auslandsschulden bedienen sollte, wenn es sozusagen im Außenhandel auch verdiente.

Unterschied zur Situation in Griechenland

Der aktuelle Unterschied zu Griechenland liegt auf der Hand: Die BRD erzielte damals tatsächlich Überschüsse und konnte so die Auslandsschulden auch abbezahlen.

Wäre es zu keinem Handelsbilanzüberschuss gekommen, hätten die Gläubiger ein Problem gehabt.

Aber auch die BRD, deren Auslandsschulden kontinuierlich gewachsen wären.

Andere Situation in Griechenland

Und genau das geschieht gerade in Griechenland!

Denn die Hellenen zahlen seit vielen Jahren die Zinsen aus alten Schulden mit der Aufnahme von neuen Schulden.

Das kann natürlich nicht gut gehen.

Der Vergleich mit dem Schuldenerlass der BRD und Griechenland hinkt

Sie sehen: Der Vergleich mit dem Schuldenerlass der BRD und der Griechenlands hinkt gewaltig.

Denn eine Auslandsverschuldung kann nur bei einem Leistungsbilanzüberschuss auch abgebaut werden.

Sonst nicht.

Aber genau das schaffen die Griechen nicht.

Griechenland versinkt in Schulden

Denn Sie werden so schnell keine Überschüsse erzielen, sondern immer weiter in den Schulden und den dafür fälligen Zinsen versinken.

Ich habe Ihnen hoffentlich genügend Argumente mit an die Hand gegeben, dass Sie in deutsch-griechischen „Schuldenerlass-Diskussion“ mitreden können!

 

Quelle: Guido Grandt