Italiens Banken am Abgrund

Die Probleme der Eurozone rücken wieder viel stärker in den Fokus. Erst vergangene Woche sorgte das neue Griechenland Hilfspaket für viele Schlagzeilen. Doch in einem anderen Euroland sieht die aktuelle Lage sehr viel dramatischer aus. Doch davon erfahren sie so gut wie nichts. Das will ich heute ändern, denn der Blick nach Italien zeigt Ihnen ganz klar welche massiven Probleme immer noch innerhalb der Eurozone bestehen.

So muss jetzt der erst vor wenigen Monaten eingerichtete italienische Bankenrettungsfonds Atlante schon wieder einspringen. Dieses Mal geht es um die Regionalbanken Veneto Banca.

Eigentlich wollte sich das italienische Finanzinstitut am freien Markt frisches Kapital von 1 Mrd. Euro besorgen. Dieser Plan ist jedoch grandios gescheitert. So melden nun einige italienische Medien, dass das Interesse möglicher Investoren bei der Veneto Banca nahezu gegen Null ging.

Da professionelle Investoren nicht dabei sein wollen, greift nun der italienische Bankenrettungsfonds Atlante ein und wird wohl die 1 Mrd. Euro an frischem Kapital übernehmen. Das ist nun schon der zweite Fall, bei dem die italienische Bankenrettung aktiv wird.

Zwei Nothilfen in nur vier Wochen – und die Hälfte des Rettungsfonds ist schon verbraucht

Ganz zu Beginn des Monats Mai war Atlante schon einmal gefordert und zwar bei der Banca Popolare di Vicenza. Hier lag der Wert der Finanzspritze bei immerhin 1,5 Mrd. Euro. Doch nun kommt die wirklich beunruhigende Tatsache: Allein durch diese beiden Transaktionen hat der italienische Rettungsfonds schon mehr als die Hälfte seines kompletten Volumens ausgegeben.

Dabei stehen noch sehr viele italienische Banken mit dem Rücken zur Wand. Immerhin weisen die Bilanzen der italienischen Finanzinstitute insgesamt notleidende Kredite mit einem Volumen von 360 Mrd. Euro aus. Um Ihnen hier eine Vorstellung zu geben: Das entspricht einem Drittel aller notleidenden Kredite in der Eurozone.

Bei diesen dramatischen Zahlen verwundert es nicht, dass der italienische Bankensektor als Ganzes das schlechteste Ergebnis beim Bankenstresstest der EZB erreicht hatte. Doch eins ist auch klar: Wenn nach nur wenigen Monaten der Bankenrettungsfonds in Italien schon stark angegriffen ist, wird es schon bald eine Aufstockung geben müssen.

Die Frage ist nur, wie lange Italien das erst einmal noch alleine stemmen kann. Hier droht das nächste Hilfspaket in der Eurozone. Daher kann auf gar keinen Fall davon die Rede sein, dass die Euro-Krise mittlerweile vorbei sei.

 

Quelle: Günter Hannich