Ölpreis: Ein ganz wichtiges Krisenmerkmal

Gerade jetzt sorgt der Ölpreis wieder für viele Schlagzeilen. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, denn der aktuelle Preiseinbruch hat den Ölpreis auf das niedrigste Niveau seit der Finanzkrise 2008 geführt.

Vordergründig wird hier immer das massive Überangebot beim Öl als Grund angegeben. Doch hinter dem jetzt schon länger andauernden niedrigen Ölpreis steht noch viel mehr. Das habe ich an dieser Stelle schon im Januar 2015 thematisiert. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Text:

Russland wird aktuell durch den niedrigen Ölpreis massiv belastet

„Beim Öl wird Russland durch Beschneiden einer seiner Haupteinnahmequellen zusätzlich zu den westlichen Sanktionen in die Enge getrieben. Ziel solcher politisch motivierter Aktionen ist es, den Druck auf Russland weiter zu erhöhen. Das führt zu einer Wirtschaftskrise in Russland. Selbst wenn der Preis für Rohöl bei 60 Dollar pro Barrel bleiben würde, hätte das eine Reduzierung der russischen Wirtschaftsleistung im Jahr 2015 um fast 5 Prozent zur Folge.

Sie sehen: Der Ölpreis ist also weit mehr als nur ein Barometer für die Stimmung an den Finanzmärkten. Der Ölpreis kann eben auch als politische Waffe eingesetzt werden. Die Länder mit einer starken Abhängigkeit von der Ölproduktion leiden eben besonders unter dem Preisverfall. Besonders drastisch werden die Folgen somit auch in Russland sein.

Das erinnert mich an die Russlandkrise 1998, die zu massiven weltweiten Einbrüchen an den Aktienbörsen führte. Genau das droht jetzt auch wieder. Russland ist als Land schon so wichtig, dass es massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat. Daher hätte eben eine Krise dort auf jeden Fall auch massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.“

Soweit meine Einschätzung aus dem Januar 2015 zum niedrigen Ölpreis. Mittlerweile steht fest, dass die russische Wirtschaft im laufenden Jahr wohl um mindesten 3,5 % schrumpfen wird. Das hat erst in dieser Woche der russische Wirtschaftsminister erklärt. Der Hauptgrund dafür ist eben der niedrige Ölpreis und zusätzlich noch die weiterhin geltenden Sanktionen.

Doch von diesen Turbulenzen in Russland hört man in diesen Tagen kaum noch etwas. China wird als nahezu alleiniger Belastungsfaktor dargestellt – doch das führt in die Irre. Sie sehen daran nur: Es gibt eben mehr als nur einen Krisenherd. Daher ist das Risiko für weitere Einbrüche an den Finanzmärkten extrem groß.

 

Quelle: Günter Hannich