In Europa wächst die Wirtschaft noch – die Frage ist allerdings: Wie lange wird das noch so sein? In den USA hat das Wirtschaftswachstum schon deutlich nachgelassen.
Dabei lohnt es sich hier sicherlich auch einmal auf die Ebene der Bundesstaaten zu schauen. Die Vereinigten Staaten sind nun einmal ein Zusammenschluss von insgesamt 50 Bundestaaten, die sich wirtschaftlich ganz unterschiedlich entwickeln – auch weil sie wirtschaftlich eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben.
Ganz stark unter Druck stehen derzeit beispielsweise die US-Bundestaaten, die sehr stark abhängig vom Energiesektor sind. In den Boomzeiten mit steigenden Ölpreisen seit dem Ende der Finanzkrise gehörten genau diese Staaten zu den Gewinnern. Doch das Blatt hat sich gewendet.
Schon jetzt leiden laut aktueller zahlen Alaska, North Dakota, West Virginia und Wyoming unter einer Rezession. Stellen Sie sich vor: 2015 sind schon 67 Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor bankrottgegangen. Hinzu kamen noch viele weitere Pleiten von Kohlefirmen. Insgesamt gingen 2015 mehr als 130.000 Jobs in dieser so wichtigen Branche verloren.
35% aller Öl- und Gasfirmen sind weltweit von einer Pleite bedroht
Erst vor wenigen Tagen kam eine erschreckende neue Analyse auf den Markt. Danach sind weltweit bis zu 35% aller Öl- und Gasfirmen von einer Pleite bedroht. Sie können sich vorstellen, dass zudem viele Banken schon nervös geworden sind, die das exzessive Wachstum der vergangenen Jahre mit Milliardenkrediten erst möglich gemacht haben.
Wenn immer mehr Energiefirmen Zahlungsschwierigkeiten bekommen, werden auch immer mehr Banken unter Druck geraten. Ich erwarte hier ganz klar einen Domino-Effekt. Es ist aber nicht nur die Energiebranche in den USA. Bis jetzt haben schon fast 90% der Firmen aus dem marktbreiten S&P 500 Index die aktuelle Bilanz vorgelegt.
Dabei hat es durchschnittlich einen Gewinnrückgang von 3,6% gegeben. Das haben die US-Marktexperten von Factsheet berechnet. Damit werden wohl zum dritten Mal hintereinander die Gewinne auf Quartalsbasis gesunken sein zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015. So etwas hat es in den USA zuletzt im Krisenjahr 2009 gegeben. Sehen Sie hier die Gefahr?
Zudem erwartet Factsheet für das laufende Quartal einen weiteren Gewinnrückgang, der mit knapp 7% sogar noch deutlich größer ausfallen könnte. Keine Frage: In den USA nehmen die Krisenanzeichen massiv zu. Damit steigt auch die Gefahr einer Ansteckung der europäischen Börsen.
Quelle: Günter Hannich