Massenentlassungen in den USA – so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr

In der vergangenen Woche sind nicht nur die aktuellen Zahlen zu den neuen Arbeitslosen veröffentlicht worden. Gleichzeitig gab es auch Infos darüber, wie viele Jobs die großen US-Konzerne abgebaut haben. Und gerade die letztgenannte Zahl ist dramatisch angestiegen. Nach Angaben von US-Marktexperten sind im April in den USA 65.000 Jobs von Unternehmen gestrichen worden.

Diese Zahl allein sagt noch wenig aus. Doch wenn ich Ihnen jetzt sage, dass dies ein 35-prozentiger Anstieg im Vergleich zum Vormonat ist, dann merken Sie direkt wie stark der Druck auf der US Wirtschaft mittlerweile ist.

Gleichzeitig ist die Zahl 24 % höher als vor einem Jahr. Im Endeffekt ist es jetzt so, dass derzeit so viele Jobs abgebaut werden, wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. In den ersten vier Monaten des Jahres sind in den USA so schon 250.000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Bis zu den dramatischen Zahlen aus dem Jahr 2009 ist noch viel Luft nach oben, denn damals verloren knapp 700.000 Menschen nur vier Monaten ihren Job.

Computerbranche an der Spitze bei den Entlassungen – da wird noch viel folgen

Dennoch gibt die aktuelle Entwicklung eine ganz klare Richtung vor. Sehr spannend ist auch der Blick auf die Branchenentwicklung. So haben Computerunternehmen knapp 17.000 Arbeitsplätze gestrichen. Das war der höchste Anteil aller Branchen. Hier fallen auch die 12.000 Jobs mit hinein, die allein der Chiphersteller Intel gestrichen hat. In diesem Jahr liegt die Zahl der gestrichenen Arbeitsplätze in der Computerindustrie unglaubliche 262 % höher als ein Jahr zuvor.

Im US Energiesektor sind seit Anfang vergangenen Jahres schon rund 100.000 Jobs gestrichen worden. Sie sehen: So langsam bereitet sich die schwache wirtschaftliche Stimmung auch auf dem US-Arbeitsmarkt aus. Damit werden die Zeiten von Arbeitslosenquoten im Bereich um 5 % schon bald der Vergangenheit angehören. Und sollte die Arbeitslosenquote erst einmal drehen, würde das weiteren Druck auf die US Wirtschaft auslösen.

Sie sehen hier ganz deutlich: Die Gefahr weiterer wirtschaftlicher Turbulenzen geht ganz klar von den USA aus.

 

Quelle: Günter Hannich

US-Unternehmen: Immer mehr Pleiten und Kreditausfälle

Wenn eine neue Finanzkrise vor der Tür steht, sieht man es auf jeden Fall auch am Zustand der Unternehmen. In Europa ist es bei den Kreditausfällen der Unternehmen noch sehr ruhig. Doch ganz anders sieht es in den USA aus. Dort erreichen die Kreditausfälle von Unternehmen immer neue Höchststände.

Zusätzlich sinken auch die Kreditratings der Unternehmen immer weiter ab. Im Endeffekt ist es so, dass die Kreditratings in den USA derzeit sogar durchschnittlich noch niedriger sind als zu Beginn der Finanzkrise 2008-2009. Insofern wird die Zahlungsfähigkeit der US-Unternehmen derzeit schwächer eingeschätzt als eben zur Finanzkrise 2008. Dies ist ein wirkliches Alarmsignal von dem Sie in Deutschland derzeit nur wenig mitbekommen.

Doch eins muss Ihnen an dieser Stelle immer klar sein: Gefahren in den USA wirken sich mit Verzögerung recht häufig auch auf die deutsche Konjunktur aus. Was in den USA derzeit besonders auffällt ist die Schwäche des Energiesektors. Ein Großteil der Kreditausfälle bezieht sich auf Unternehmen im Energiesektor.

Energiesektor in den USA steht zum Teil mit dem Rücken zur Wand

Hier hat es in den vergangenen Jahren in den Vereinigten Staaten eine massive Ausweitung der Geschäftstätigkeit gegeben. Ich nenne hier nur das Stichwort Fracking. Viele US-Ölfirmen haben auf weiterhin hohe Rohölpreise gesetzt und ihre eigenen Kapazitäten kreditfinanziert massiv ausgeweitet. Die Kehrseite der Medaille ist jetzt zu sehen.

Ausgelöst durch die niedrigen Ölpreise sind viele Unternehmen nun nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zu bedienen. Das hat schon zu einer Welle von Entlassungen im Energiesektor geführt und die wird sich noch weiter ausdehnen.

Schon jetzt deutet sich für die USA ein extrem schwaches erstes Quartal beim Wirtschaftswachstum an. Bis vor kurzem lagen die Prognosen zum Wirtschaftswachstum noch bei 1,4 %. Doch die Schätzungen fallen mehr oder weniger im Tagesrhythmus. Vor einigen Tagen erschien eine neue Prognose der Marktexperten von Moody’s mit einem Wert von 0,9 % Wachstum. Jetzt tauchen schon Meldungen über ein US-Wachstum von nur noch 0,6 % im ersten Quartal auf.

Sie sehen hier ganz klar: Die Warnsignale in den USA nehmen weiter deutlich zu. Die immer noch gute Stimmung an den Börsen wird nicht mehr von langer Dauer sein, denn auch die Börsianer können vor den wirtschaftlichen Realitäten nicht ewig die Augen verschließen.

 

Quelle: Günter Hannich