„Am Abgrund“ – Was die EU von Island lernen kann! (1)

In Zeiten, in denen der Finanztsunami unaufhaltsam auf die EU zukommt, gibt es wenig Lichtblicke. Dennoch: Ein kleines Land hat in der Vergangenheit gezeigt, wie eine Finanzkrise wirksam bekämpft werden kann. Das entscheidende dabei: Nicht zum Nachteil, sondern zum Vorteil seiner Bürger!

Wirtschaftswunderland Island

Ich möchte sie zum Anfang der 1990er Jahre zurückführen. Wie Sie vielleicht wissen, gab es um diese Zeit in vielen westlichen Ländern Liberalisierungs- und Privatisierungsstrategien. So auch in Island. Diese Expansionen führten bei verschiedenen isländischen Banken zu Wachstum, das hauptsächlich durch Kredite finanziert wurde. Dieses wiederum artete jedoch zu extremen Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten aus.

Zunächst allerdings boomte die Wirtschaft. Zwischen 2003 und 2007 lag das Wachstum des Landes bei 5,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit sank von gerade mal 3,4 % auf 1 %. Sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) erklärte, dass Island das drittreichste Land der Welt (in pro Kopf-Zahlen) sei. Ein Traum, der für die Isländer verwirklicht wurde und für die Welt zu einem Vorbild geworden war.

Das unheilige Spiel der Banken

Doch jede Medaille hat eine Kehrseite. Jene bei Island war, dass dieses Wirtschaftswunder durch die kreditfinanzierte Expansion der drei größten Banken (Kaupthing, Landsbanki, Glitnir) angetrieben wurde. Die Banker gingen dabei völlig verantwortungs- und rücksichtslos vor, denn sie wollten den größtmöglichen Anteil an der boomenden Wirtschaft.

Wissen Sie wie? Sie konkurrierten nicht nur untereinander, sondern kooperierten sogar miteinander. Und zwar so: Die Banken verwendeten Aktien anderer Geldhäuser als Sicherheit, um große Kredite bei diesen aufzunehmen. Mit diesem Kapital kauften sie weitere Aktien, um die Preise hochzutreiben.

So tricksten die isländischen „Raffgier-Banker“

An einem Beispiel mache ich Ihnen klar, wie die isländischen „Raffgier-Banker“ tricksten: Bank A lieh Aktionären von Bank B Geld. Diese kauften damit vermehrt Aktien der Bank B und trieben so den Kurs in die Höhe. Bank B wiederum lieh den Aktienbesitzern von Bank A Kapital, die wiederum Wertpapiere bei Bank A erwarben.

Wissen Sie, was das heißt? Ganz einfach: Die Aktienpreise von Bank A und Bank B gingen durch die Decke. Und – jetzt kommt das entscheidende – ohne, dass dadurch neue Werte geschaffen wurden!

So ging das damals in Island. Verrückt, finden Sie nicht auch?

Aufgeblähte Wirtschaft außer Rand und Band

Doch das ist noch nicht alles: Internationale Banken, Fonds und Kleinanleger, die durch hohe Zinsen angelockt wurden, pumpten Milliardensummen in dieses Bankensystem außer Rand und Band.

Die Bilanzsumme der drei größten isländischen Geldhäuser betrug das Neunfache der Wirtschaftskraft des Landes! Stellen Sie sich diesen Irrsinn einmal vor. Das das nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand!

In Teil 2 dokumentiere ich Ihnen den tiefen Fall Islands und mit welchem Trick die Regierung das Land rettete.

 

Quelle: Guido Grandt

„Das große Versagen der EZB – Die Sparer-Enteignung geht weiter!“ (2)

Im Fokus der Politik und der Medien steht nach wie vor das Asyldrama. Weitgehend ausgeblendet, vielleicht sogar mit Kalkül, die desaströsen finanzpolitischen Verhältnisse in der EU. Denn die EZB beschert mit ihrer Null-Zins-Politik dem europäischen Sparer nach wie vor eine glatte Enteignung seines Vermögens.

Die Bundesregierung feiert sich, die Sparer trauern

Dahingehend jedoch feiert sich die Bundesregierung mit einem Rekordüberschuss von 12,1 Milliarden Euro. Nicht zu vergessen, dass Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen 2015 43 Milliarden Euro an Zinszahlungen im Vergleich zum Jahr 2007 sparten.

Der dauerhaft niedrige Leitzins, der aktuell bei gerade Mal bei 0,05 Prozent liegt, lässt die Einlagen der Sparer weiter schmelzen wie Butter in der Sonne.

Der Leitzins ist der Zinssatz zu dem sich Geschäftsbanken bei den Zentralbanken refinanzieren können.

Die EZB-Politik fruchtet nicht

Mit der Null-Zins-Politik will die EZB die Kreditvergabe von Banken an Unternehmen steigern. Allerdings hat dies bislang nicht funktioniert. Auch das sogenannte Quantitative Easing, bei dem die EZB monatlich etwa 60 Milliarden Euro in das Finanzsystem pumpt, bleibt größtenteils wirkungslos.

Warum das so ist, erkläre ich Ihnen nachfolgend.

Das Kreuz mit Basel III

Schuld am Versagen der Geldschwemme der EZB hat die EU selbst. Und zwar wegen Basel III!

Dieses vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht geschaffene neue Regelwerk, das in den zurückliegenden Jahren ergänzt und überarbeitet wurde, hatten einst die G20-Staats- und Regierungschefs gebilligt. Zudem verpflichteten diese sich zu deren Umsetzung. Basel III wurde übrigens auch auf EU-Ebene abgesegnet.

Basel III – mehr Stabilität des Bankensektors

Basel III soll die Stabilität des Bankensektors stärken. Das Regelwerk stellt hohe Anforderungen an Qualität und Quantität der Risikoabdeckung. Insbesondere was die Aktivitäten auf dem Kapitalmarkt anbelangt. Zudem müssen Banken verschärfte Liquiditätsanforderungen erfüllen.

Ich sage Ihnen: Genau deshalb funktioniert das Quantitative Easing nicht!

Verrückt, finden Sie nicht auch?

Darum versagt die EZB-Politik

Aus diesen Gründen kommt die Geldschwemme in den Unternehmen und Privathaushalten nicht an: Wegen der strengen Basel-III-Regeln und den zahlreichen Auflagen der Aufsichtsbehörden der Finanzmärkte werden kaum Kredite vergeben. Hauptproblem ist die von den Banken vorzuhaltende hohe Eigenkapitalquote.

Sie wissen selbst, dass in der momentanen Wirtschaftslage die Banken alles andere als gute Gewinne erzielen. Der Aufbau von Eigenkapital wird dadurch erschwert. Deshalb wird auch das Kreditvolumen eingeschränkt, für die das verfügbare Eigenkapital gemäß den Basel-III-Regeln noch genügt.

Basel III bestimmt aber auch, dass nur Bonitätshohe Kunden finanziert werden. Somit stößt die Geldschwemme der EZB an die selbst abgesegneten Grenzen dieses Regelwerks.

Im 3. Teil erfahren Sie, weshalb der Sparer-Enteignungs-Wahnsinn in der EU nicht so schnell aufhören wird!

 

Quelle: Guido Grandt