Deflationsgefahr bleibt hoch

Seit Jahren versucht mittlerweile die europäische Zentralbank die Inflation in der Eurozone wieder anzutreiben. Wie Sie vielleicht wissen, verfolgen die europäischen Währungshüter das Ziel, eine Inflation von 2 % zu erreichen.

Doch davon sind wir nicht nur derzeit weit entfernt. Defacto erleben wir aktuell ein Nullwachstum bei den Preisen. Zeitweise ging es sogar in leicht deflationäres Terrain mit sinkenden Preisen.

Für viele Beobachter und Wirtschaftsexperten kommt diese Entwicklung total überraschend. Nach der gängigen Lehrmeinung müsste es doch eigentlich auch anders aussehen. Seit Jahren flutete die europäische Zentralbank die Märkte mit frischer Liquidität. Das sollte eigentlich die Kreditvergabe und die Wirtschaft zur Erholung antreiben. Doch die Realität sieht anders aus. Für mich hingegen ist das keine Überraschung.

Lesen Sie hier meine Warnung aus dem Frühjahr 2012 – sie gilt noch immer

Also schrieb ich schon vor knapp vier Jahren an dieser Stelle:

“Doch mir ist nach wie vor unverständlich, warum es in Europa plötzlich so rasant aufwärts gehen sollte. Im Gegenteil: Die derzeitigen massiven Sparprogramme kürzen gerade deutlich die Massenkaufkraft. Wenn die Menschen jedoch real immer weniger verdienen, und gleichzeitig zunehmende Abgaben und Steuern schultern müssen, dann bleibt für den Konsum immer weniger übrig – woher soll da eine Erholung und Inflation kommen?

Auch die Geldpolitik der EZB sehe ich als nicht inflationär an: Die vor einigen Monaten an die Banken vergebenen Kredite im Volumen von 1 Billionen Euro bleiben rein im Bankensystem und werden nicht an die Wirtschaft weitergereicht. Wenn das Geld jedoch nicht in der Wirtschaft und beim Verbraucher ankommt, kann es auch nicht inflationär wirken.

Ich sehe im Gegensatz dazu nach wie vor die Deflationsgefahr als viel größer an: Gerade die Sparpolitik in den schwachen Euroländern führt zu einer Abnahme beim Konsum und damit zu einem Preisdruck auf die Unternehmen. Das wird auch bei uns, mit unserer extrem hohen Exportlastigkeit, Bremsspuren zeigen.“

Soweit meine Ausführungen aus dem Frühjahr 2012. Gerade beim letzten Punkt mit den negativen Auswirkungen auf die deutsche Export Tätigkeit lag ich komplett richtig. In diesem Jahr sind die deutschen Exportdaten klar zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt Ihnen einmal mehr auf wie akut die Deflationsgefahr immer noch ist und welche massiven Folgen sie auch für unsere Konjunktur hat.

 

Quelle: Günter Hannich

Deflationsgefahr nimmt immer weiter zu – das müssen Sie jetzt wissen

Aktuell spielt die Inflationsgefahr kaum noch eine Rolle. Die maßgeblichen westlichen Industrieländer kämpfen vielmehr alle mit einer Deflationsgefahr. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen 12 Monaten sogar noch verschlimmert.

Kaum noch ein Land schafft es über die Marke von mehr als 1% Inflation im Jahr. Für die Euro-Zone erwarten die meisten Experten für dieses Jahr gar keine Inflation mehr – damit befindet sich der gemeinsame Wirtschaftsraum tatsächlich auf der Sprung in die Deflation.

Für 2017 erwarten viele Experten jetzt die große Wende. So liegt die aktuelle Inflationsprognose der Commerzbank für nächstes Jahr bei 2,4% für Deutschland. In den USA soll es dann auf 2,2% nach oben gehen mit der Inflation und selbst Japan wird eine Inflation von 1,6% zugetraut.

Allein mir fehlt der Glaube daran. Die vergangenen Jahre haben doch klar gezeigt: Der Inflationsdruck hat weltweit stark nachgelassen. Das hatten sich die Notenbanken rund um den Globus anders vorgestellt. Aber selbst durch die immer größeren Mengen Liquidität hat der Preisdruck eben nicht zugenommen.

Ich warne schon länger vor den Deflationsgefahren – die immer größer werden

Mir ist das schon längere Zeit klar. Schon vor einem Jahr wies ich an dieser Stelle auf eine wichtige Studie der Unternehmensberater von McKinsey hin. Dazu erklärte ich: „die weltweite Schuldenlast nimmt immer weiter zu. Das ist die harte Realität im Jahr 2015. Laut McKinsey wird die zunehmende Schuldenlast weltweit in eine Deflationsspirale führen. Das Grundproblem besteht eben darin, dass die Schulden deutlich schneller steigen als die Wirtschaftsleistung.

Zudem bewirken neue Schulden immer weniger Wirtschaftswachstum. Ein Dollar Schulden in den 1960er Jahren sorgte immerhin noch für einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 80 US-Cents. In den 1990er Jahren sank dieser Wert schon auf nur noch 30 US-Cents ab. Seit dem Jahr 2000 liegt der Vergleichswert aber nur noch bei 10 US-Cents“

Sie sehen hier klar den Negativtrend – und die Entwicklung geht immer weiter in die falsche Richtung. Es werden immer mehr Schulden weltweit aufgenommen. Der andere Weg über Sparen das Schuldenproblem in den Griff zu bekommen, funktioniert in der Praxis auch nicht.  Das zeigen uns die misslungenen Beispiele der Euro-Krisenländer wie eben Griechenland.

Für Sie als Investor bedeutet das: Bleiben Sie flexibel und setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Das ist auf jeden Fall eine gute Basis der nächsten Verschärfung gelassen entgegen sehen zu können.

Herzlichst Ihr

Günter Hannich