Weltbank-Prognose: Es kommen harte Zeiten auf uns zu

Was ich schon seit längerer Zeit erwartet habe passiert genau jetzt: Die großen Konjunkturprognosen müssen nach und nach angepasst werden. Jetzt hat die Weltbank die aktuellen Konjunkturprognosen veröffentlicht und in vielen Fällen deutlich nach unten angepasst.

So erwarten die Experten der Weltbank für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum der globalen Wirtschaft von 2,4 % anstatt der noch im Januar prognostizierten 2,9 %. Gleichzeitig wurde auch der Ausblick für das kommende Jahr von bisher 3,1 % auf 2,8 % gesenkt.

Ab 2018 erwarten dann die Weltbank Experten wieder ein stärkeres Wachstum der Weltwirtschaft von immerhin 3 %. Als Begründung dienen die dann wieder höheren Rohstoffpreise, die vor allen Dingen in den Schwellenländern wieder eine Stabilität bringen sollen.

Sehr deutlich hat die Weltbank die Prognose für die größte Volkswirtschaft der Welt die USA gesenkt. Hier soll es im laufenden Jahr nur noch um 1,9 % und nicht wie vorher erwartet um 2,7 % nach oben gehen. Auch im kommenden Jahr ist die Prognose nun mit 2,2 % klar niedriger als vorher mit 2,4 %.

Brasilien und Russland bleiben die Sorgenkinder

Keine Veränderung gab es für die Europäische Union wo die Weltbank sowohl in diesem Jahr als auch im nächsten Jahr die Prognose nicht verändert hat und hier ein Wachstum von 1,6 % erwartet.

Auch in China bleiben die Prognosen unangetastet mit seinem Wachstum von 6,7 % für das laufende Jahr und 6,5 % im nächsten Jahr. Hier trauen die Experten der Weltbank der chinesischen Politik so viel Einfluss zu, das sich das Wachstum auf dem Niveau stabilisiert.

Größere Gefahren gehen allerdings weiterhin von Brasilien und Russland aus. Beide Länder sind laut Weltbank weiterhin in einer Rezession gefangen. Dies soll sogar noch schärfer ausfallen als in der Prognose im Januar.

Laut Weltbank bleiben die Risiken für die Weltwirtschaft hoch und insbesondere in den Schwellenländern ist weiterhin mit einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung zu rechnen. Genauso sehe ich es auch – nur erwarte ich auch in China deutliche Einbußen beim Wirtschaftswachstum, die dann massive Auswirkungen auch auf die Weltkonjunktur haben werden.

 

Quelle: Günter Hannich

China: Handelsdaten brechen ein

Wenn Sie an die Börse schauen, können Sie den Andruck erhalten, das alles völlig in Ordnung ist. Doch die Wahrheit über den wirtschaftlichen Zustand erfahren Sie nicht an der Börse. Hierzu müssen Sie auf andere Zahlen zurückgreifen.

Bei meinen Analysen schaue ich beispielsweise extrem häufig auf Handelsdaten. Wenn der Handel zwischen verschiedenen Staaten deutlich zurückgeht, ist das ein klares Zeichen für eine wirtschaftliche Schwäche. Dieser Zusammenhang ist einfach erklärbar und vor allen Dingen auch einfach nachvollziehbar.

Daher erschrecken mich aktuell die Daten der Volksrepublik China bezogen auf die Handelsaktivitäten doch gewaltig. Wie Sie wissen, schaue ich schon seit Monaten mit kritischen Augen auf die wirtschaftliche Entwicklung in China. Doch was jetzt dort an Zahlen veröffentlicht worden ist, gibt noch einmal heftige neue Warnsignale aus. So sind die Exporte im Februar auf Jahresbasis um 25,4 % (!!!) eingebrochen. Bei den Importen fiel der Rückgang mit 13,8 % zwar heftig aber nicht so hoch aus.

Solche Daten hat es zuletzt in den 1930er Jahren gegeben

Die Importe sind damit nun 16 Monate lang infolge eingebrochen. Solche Entwicklung bei einer großen Wirtschaftsnation hat es seit der großen Weltwirtschaftskrise in den 1930 er Jahren nicht mehr gegeben. Dabei ist für Sie ganz wichtig zu verstehen: China ist nicht irgend ein Staat auf der Welt. China ist die Nation mit dem größten Anteil am Welthandel. Sie lässt sogar die Europäische Union und auch die USA hinter sich. Wenn nun in einem solchen Land die Handelsdaten einbrechen, ist das ein absolutes Warnsignal. Damit sinkt auch der Handelsüberschuss Chinas.

Wie kaum anders zu erwarten bleibt die chinesische Führung nicht tatenlos. Jetzt kamen Meldungen heraus, wonach der Abbau von 5 bis 6 Millionen Arbeitsplätzen geplant ist innerhalb der nächsten 2-3 Jahre. Sollte dies tatsächlich so kommen, wäre es das heftigste Programm zum Arbeitsplatzabbau seit zwei Jahrzehnten.

Um die soziale Stabilität aufrechtzuerhalten und keine Unruhen aufkommen zu lassen, wird die chinesische Führung wohl in dieses Programm allein bei der Stahl und Kohleindustrie rund 20 Mrd. Euro innerhalb der nächsten 2-3 Jahre investieren müssen.

Eins müssen Sie dabei bedenken: Bislang lebte das chinesische Wirtschaftswunder auch von immer neuen Jobs. Wenn nun massiv Jobs in Kernbereichen wie der Stahl- und Kohleindustrie abgebaut werden, wird dies wohl kaum ohne größere Probleme abgehen.

Durch die enge Verflechtung der Weltwirtschaft können Sie davon ausgehen, dass die aktuellen Probleme in China auch bei uns deutliche Folgen haben werden von denen sie sich schützen müssen. Wie das geht, erfahren Sie regelmäßig an dieser Stelle.

 

Quelle: Günter Hannich

Die Zinskrise geht unvermindert weiter

Die Zeiten in denen wir leben bleiben ungewöhnlich. Viele Dinge deuten auf eine weitere Krise hin. Vor allen Dingen beschleunigen sich viele Aspekte. Das zeigt beispielsweise ein Blick auf die aktuelle Entwicklung bei den Bundesanleihen.

Derzeit sind die Zinsen wie Sie wissen extrem niedrig. Der große Gewinner dieser Entwicklung sind die Staaten. Sie können sich so preiswert wie noch nie frisches Geld besorgen. Davon machen auch immer mehr Staaten Gebrauch.

Seit der Finanzkrise 2008/09 sind die Staatschulden weltweit um mehr als 40% angestiegen. Ende 2014 lagen die weitweiten Schulden schon bei der unvorstellbaren Summe von annähernd 200 Billionen Dollar. Stellen Sie sich vor: Im Jahr 2000 lag der Vergleichswert nur bei 87 Billionen Dollar. Der größte Schuldentreiber seit der Jahrtausendwende waren ganz klar die Staaten. Hier ist der Schuldenberg in 14 Jahren um enorme 163% angewachsen.

Die aktuelle Entwicklung der niedrigen Zinsen hat eben auch eine Kehrseite: Die Renditen der Staatsanleihen sind ebenfalls massiv abgerutscht. Stellen Sie sich vor: Deutsche Staatsanleihen bringen bis zu einer Laufzeit von 5 Jahren derzeit eine negative Rendite. Diese niedrigen Renditen haben massive Auswirkungen auf die weitere Entwicklung unseres Finanzsystems.

Großinvestoren haben kaum andere Chancen als Anleihen zu kaufen

Dazu müssen Sie sich nur eine Sache klarmachen: Viele Großinvestoren setzen auf sichere Staatsanleihen. Das war in der Vergangenheit auch ein gutes Mittel, um Renditen oberhalb der Inflation zu erzielen. Doch im aktuellen Umfeld mit den historisch niedrigen Zinsen funktioniert das nicht mehr.

Besonders stark im Fokus stehen hier Lebensversicherungen. Die werden in Zukunft immer mehr Probleme bekommen, überhaupt noch zählbare Renditen zu erzielen. Sehr aufschlussreich ist auch der kurze Blick zurück: Im September 2012 startete die EZB die ersten Programme für den Anleihenkauf.

Damals notierte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen noch bei rund 1,3%. Die Rendite stieg sogar danach noch mal an bis zum Spitzenwert von annähernd 2% Anfang des Jahres 2014. Seitdem befinden sich die Renditen der Anleihen aber im freien Fall und notieren eben derzeit so extrem niedrig.

An dieser Entwicklung sehen Sie, dass die Maßnahmen der EZB eben gerade nicht den erwünschten Effekt bringen und auch für Stabilität sorgen. Daher werden auch die aktuellen Maßnahmen wieder verpuffen und wohl die Renditen bei Anleihen noch weiter belasten. Darauf sollten Sie sich als Investor mit einer flexiblen Streuung Ihres Vermögens aktiv einstellen.

 

Quelle: Günter Hannich

„Flüchtlingskrise, Euro, Rechtsextremismus“ – Klartext mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (1)

Die Halle ist bis auf den letzten Platz besetzt. Rund 800 interessierte Bürger, Lokalpolitiker und Journalisten lauschen am vergangenen Freitag in Geislingen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der an diesem Abend auf die Schwäbische Alb gekommen ist.

Und das aus gutem Grund: Er unterstützt die CDU-Landtagskandidatin des Zollernalbkreises Nicole Hoffmeister-Kraut. Hier hat der Wahlkampf für die baden-württembergischen Landtagswahlen im März 2016 bereits begonnen.

Wie geht’s weiter in der Flüchtlingskrise?

Ich sitze ganz vorne am Pressetisch, mit dem besten Blick auf Angela Merkels treusten Mitstreiter. Seit Jahren schon.

Schäuble ist nicht nur ein politisches Urgestein und Schwergewicht, sondern ein Original. Authentisch, mit schwäbischem Witz und klaren Worten. So wie sein 2013 verstorbener jüngerer Bruder Thomas Schäuble auch, den ich im Zuge der Kurdenaufstände vor Jahren im Stuttgarter Landtag interviewte, als dieser Innenminister von Baden-Württemberg war.

An diesem ungemütlichen Herbstabend weiß der Bundesfinanzminister, dass die Leute nur eines von ihm wissen wollen: wie geht es weiter in der Flüchtlingskrise. Ohne Ausreden. Oder Polit-Blablabla.

Den Bürgern klaren Wein einschenken

Nicole Hoffmeister-Krauts Worte, die Bürger halten es schon aus, wenn man ihnen klaren Wein einschenkt, in allen Ehren. Und Schäuble will das auch tun. Das sieht man an seiner Mimik und Gestik. Das spürt man in seinen Worten, die laut durch die Halle schwingen.

Er ist bemüht um Redlichkeit. Und Ehrlichkeit. Das kann ihm keiner abstreiten. Und er beherrscht die öffentliche Arena wie alle Politiker, die Charisma besitzen. Und genau wissen, was sie tun. Wann sie den Daumen heben oder senken, um Beifall und Zustimmung zu erhaschen.

Flüchtlingszahlen begrenzen

Der 73-Jährige Bundesfinanzminister erklärt, dass Fluchtbewegungen eines der größten Probleme dieses Jahrhunderts werden. Mehr Menschen würden nach Deutschland kommen wollen, als „wir verkraften.“ Das wäre eigentlich ein Kompliment für uns.

Und Schäuble sagt auch, dass wir im Moment genug Flüchtlinge hätten. Dass die Bundeskanzlerin will, dass die Zahlen so schnell wie möglich runtergehen. Beispielsweise die Migranten aus Afghanistan. Denn wenn westliche Soldaten dort bleiben, um für Stabilität und Sicherheit zu sorgen, dann müssten die Menschen auch dort bleiben, um das Land aufzubauen.

Worte, die wir so von der Kanzlerin jedoch noch nicht gehört haben.

Wir schaffen es – wir schaffen es nicht

Schäuble weist darauf hin, dass die meisten Flüchtlinge willig seien zu arbeiten. Hinsichtlich der Schwarzen Null, also einem ausgeglichenen öffentlichen Haushalt oder gar einem Überschuss, sagt er klar: Wenn der Flüchtlingszustrom noch im November 2015 auf ein erträgliches Maß zurückgeht, „können wir es ohne neue Schulden schaffen.“

Im Umkehrschluss heißt das jedoch: wenn weiter so viele Flüchtlinge zu uns kommen, dann schaffen wir das nicht!

In Teil 2 berichte ich Ihnen aus erster Hand, was Bundesfinanzminister Schäuble hinsichtlich weiterer Leistungen aus dem Staatshaushalt denkt. Genauso über „offene“ Grenzen und dem Euro.

 

Quelle: Guido Grandt

Eurokrise: Euro soll zur Transferunion werden

Das Euro-Projekt steht massiv unter Druck. Die Gemeinschaftswährung hat die in sie gesteckten Erwartungen nur bis zu ersten wirklichen Krise erfüllen können. Trotz großer Mühen gelingt es aber seit Jahren nicht ein einzelnes Land wie Griechenland nachhaltig zu stützen und so den gesamten Währungsraum wieder mehr Stabilität zu geben.

Daher machen sich jetzt viele schlaue Köpfe in Europa Gedanken, was verändert werden müsste. So hat jetzt Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron eine grundlegende Erneuerung von EU und Eurozone gefordert. Unter anderem schlug er vor, einen neuen EU-Kommissar einzusetzen, der ausschließlich für den Euro zuständig sein und über große Etatmittel verfügen soll.

Nach Einschätzung des französischen Finanzministers hätte die Eurokrise gezeigt, dass man nicht wie bisher weitermachen könne. Deshalb solle der neue Euro-Kommissar Investitionsmittel vergeben und bei der Arbeitsmarktpolitik der Mitgliedsstaaten mitreden können. Damit soll offen eine noch viel größere als bisher schon vorhandene Transferunion geschaffen werden.

Wer sich auf die Euro-Politik verlässt – der ist verlassen

Macron sagte weiter, dass es eine Währungsunion ohne Finanzausgleich nicht geben könne und die Starken den Schwachen helfen müssten. Auf diese Weise würde genau das geschaffen werden, was bei der Einführung des Euros strikt ausgeschlossen wurde, nämlich eine Transferunion, in der die wirtschaftlich starken Staaten an die schwächeren Staaten einen Finanzausgleich leisten.

Daran sehen Sie, dass der Euro von Anfang an ein Projekt war, das nie funktionieren konnte. Eine solche Transferunion würde erst recht zu neuen Streitereien um Gelder und zu neuen Krisen führen. Gerade die starken Länder wie Deutschland werden eben nicht unbegrenzt beriet sein, für die Schieflage in den schwachen Euroländern aufzukommen. Das Beispiel Griechenland ist hier meiner Einschätzung nach auch nur der Anfang.

Deshalb ist es wichtig für Sie, dass Sie sich nicht auf die Politik verlassen. Die Eurokrise ist letztlich nicht lösbar, weil die am Euro beteiligten Länder schlicht ökonomisch nicht zusammenpassen und deshalb nicht mit einer gemeinsamen Währung wirtschaften können.

Stattdessen sollten Sie sich auch weiterhin aktiv gegen den zwangsläufig kommenden Eurokollaps absichern. Das tun Sie in erster Linie mit Fremdwährungen und einem Anteil an Edelmetallen. Wichtig ist dabei, dass der Goldanteil hier nicht 10% überschreiten sollte und Silber nur 5% des gesamten Depots ausmachen sollte.

 

Quelle: Günter Hannich

Griechenlanddrama: EU-Zwangsmaßnahmen gegen Athen?

Die Tsipras-Regierung geht gestärkt aus dem Referendum vom vergangenen Sonntag hervor. Die Mehrheit des griechischen Volkes lehnt weitere Spardiktate der EU und ihrer Gläubiger mit ab.

Das sorgt natürlich nicht nur für Pöbeleien und Beleidigungen der Eurokraten, allen voran der deutschen. Sondern geradezu für Panik in der EU. Darüber habe ich gestern bereits berichtet.

Der Druck der EU auf Griechenland wird zunehmen

So kommen heute die Staats- und Regierungschefs in einem eilig einberufenen Sondergipfel zusammen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft Griechenlands. Und damit natürlich auch um die weitere Stabilität der „wankenden“ Union.

Der Druck auf die Syriza-Regierung wird weiter steigen. Mit ziemlicher Sicherheit wird die EZB keine weiteren Notgelder freimachen.

So wird und soll Griechenland für die Referendums-Schmach bestraft werden.

„Zwangsmaßnahmen“ der EU gegen Athen

Es gibt aber noch ein Mittel, mit dem die EU gegen die Hellenen vorgehen kann.

Und zwar mit Zwangsmaßnahmen.

Nur (fast) keiner berichtet davon.

Lesen Sie hier auf Unangreifbar Leben die ganze Wahrheit darüber.

Austritt aus der Währungsunion ist rechtlich nicht möglich

Es steht außer Frage, dass eine Europäische Union längst schon Werkzeuge geschaffen hat, um unfolgsame Mitgliedsstaaten in die Schranken zu weisen.

Griechenland ist zweifelsohne ein solches Land.

Zunächst muss Ihnen klar sein, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro rechtlich nicht möglich ist. Denn eine Mitgliedschaft in der Währungsunion ist unwiderruflich.

Anders sieht es mit dem Austritt aus der EU aus. Und zwar in Folge eines geordneten Austritts. Allerdings ist dieses Prozedere sehr langwierig und kompliziert. So dass dies vermutlich und auch faktisch wohl ausscheidet.

Amerikaner wollen aus geopolitischen Gründen, dass die EU Griechenland „hält“

Vergessen Sie auch nicht den Druck, den die USA auf die EU macht, Griechenland unbedingt zu halten.

Denn das Land sichert die Südost-Flanke der NATO ab. Und ist in dieser Hinsicht eine „Schutzmauer“ gegen Russland.

Auch darüber habe ich Sie bereits zuletzt informiert.

„Sondern-Paragraph“ in den EU-Verträgen

Zurück zur Zwangsmaßnahme, die die Union anwenden kann.

In den EU-Verträgen gibt es einen Artikel, der höchst Aufschlussreiches verrät. Nur geht dies normalerweise am Bürger vorbei.

Ob den Artikel auch alle Europa-Politiker kennen, mag dahingestellt sein.

So heißt es in Artikel 352 AEUV, Absatz 1:

Erscheint ein Tätigwerden der Union im Rahmen der in den Verträgen festgelegten Politikbereiche erforderlich, um eines der Ziele der Verträge zu verwirklichen, und sind in den Verträgen die hierfür erforderlichen Befugnisse nicht vorgesehen, so erlässt der Rat einstimmig auf Vorschlag der Kommission und nach Zustimmung des Europäischen Parlaments die geeigneten Vorschriften. Werden diese Vorschriften vom Rat gemäß einem besonderen Gesetzgebungsverfahren erlassen, so beschließt er ebenfalls einstimmig auf Vorschlag der Kommission und nach Zustimmung des Europäischen Parlaments.

„EU-Notstandsgesetzgebung“

Ich möchte Ihnen weiteres Juristen-Kauderwelsch ersparen.

Zusammengefasst aber heißt es in diesem Artikel, dass die EU auch ohne rechtliche Grundlage Zwangsmaßnahmen gegen Mitgliedsstaaten vornehmen kann.

Es ist eine Art europäische Notstandsgesetzgebung, die der „Aufrechterhaltung der inneren Ordnung der EU“ betrifft.

Übrigens haben US-amerikanische Medien und solche aus Brüssel auf diesen Paragraphen hingewiesen.

Als „Lösungsvorschlag“ für das Griechen-Drama

 

Quelle: Guido Grandt

Asien wird zum neuen Konfliktherd der Weltpolitik

Der Satz mit Sprengstoff steht weit hinten im Abschluss Kommuniqué des Treffens der zehn Regierungschefs der Asean-Staaten, die kürzlich in Malaysia tagten. Unter Punkt 58 – fast versteckt – wird dort die Sorge geäußert, dass die Landreklamationen im Südchinesischen Meer Friede, Sicherheit und Stabilität gefährden könne. Der Friedensstörer wird nicht namentlich genannt, aber jeder weiß, wer gemeint ist: China.

Vor wenigen Tagen besuchte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe die USA. Und gleich am ersten Tag vereinbarten die beiden Bündnispartner neue Richtlinien für die engere militärische Zusammenarbeit. Auch hier ist unausgesprochen klar, gegen wen sich die Aktivitäten der zwei Nationen richten: China.

Zwei Ereignisse, die deutlich machen: Die Fronten im Fernen Osten verhärten sich. Auf der einen Seite China, auf der anderen die USA mit ihren asiatischen Verbündeten. Dazwischen noch ein paar schwankenden asiatische Nationen, die es mit beiden Großmächten nicht verderben wollen.

Die wichtigste Ursache der Eskalation: China wird außenpolitisch immer selbstbewusster, aggressiver, arroganter. Vorbei die Zeiten, als der Wirtschaftsreformer Deng Xiaoping Anfang der 90er Jahre noch zur Zurückhaltung mahnte: „Haltet unsere Stärken verborgen. Versteckt unsere Schwächen. Beansprucht niemals die Führungsrolle.“ Entsprechend dieser Doktrin betrieb China lange Zeit eine eher unauffällige, zurückhaltende Außenpolitik. Bloß nicht anecken, lieber in Ruhe stark und mächtig werden.

Aber jetzt, wo China wirtschaftliche stark ist und immer stärker wird, erklärt China seine Machtansprüche. „Sie zeigen ihre Muskeln“, sagte Obama beim Abe-Besuch. Vor allem unter dem mächtigen Staats- und Parteichef Xi Jinping, der seinen chinesischen Traum von der alten Stärke Chinas verwirklichen will.

Deshalb wagt er den Streit mit Japan um die Diayou-Inseln im Ostchinesischen Meer. Doch am sichtbarsten ist Chinas ambitiöse Machtpolitik im Südchinesischen Meer. Dort hat China eine Neun-Punkte-Linie gezogen. Was innerhalb dieser Linie liegt, reklamieren die Chinesen für sich. Und das ist fast das gesamte Südchinesische Meer. Das verärgert vor allem die Anrainer-Staaten Philippinen und Vietnam und ist rechtlich höchst umstritten. Aber bevor das geklärt wird (aber von wem?), schafft China erst einmal Fakten, indem es auf den vielen Inselchen und gar nur Riffs Sand aufschüttet und sie künstlich vergrößert. So wird aus manchem Felsen plötzlich eine Insel.

Beispiel Spratly-Inseln – 3000 Kilometer von China, aber „nur“ 800 Kilometer von den Philippinen entfernt. Dort wurde in den vergangenen Jahren das Fiery Cross Riff konsequent ausgebaut. Satellitenfotos der vergangenen Wochen zeigten, dass dort sogar eine 1300 Meter lange Landebahn entstanden ist. Ausreichend für J-11 Kampfjets, rechnet der US-Experte Andrew S. Erickson in einer sehr guten Analyse der chinesischen Aktivitäten im Südchinesischen Meer vor.

Warum weitet China sein Einflussgebiet auf diese umstrittene Weise aus? Sie haben ein großes Ziel: Sie wollen die USA zumindest aus dem westlichen Teil des Pazifiks drängen. Die USA dagegen wollen eine pazifische Macht bleiben. Doch diese strategischen Interessen der beiden Großmächte sind unvereinbar und bergen deshalb hohes Konfliktpotential.

Hat uns in Europa das zu interessieren, was sich dort im Fernen Osten an Gefahren zusammenbraut? Oh ja. Ein militärischer Konflikt hätte verheerende Folgen. Angesichts eines solchen Szenarios verwundert die europäische Zurückhaltung – oder soll man Desinteresse sagen? Dabei könnte Europa – die EU – durchaus als glaubhafter Vermittler auftreten, weil es in Asien keine strategischen Ambitionen hat. Aber das würde ja eine gemeinsame europäische Außenpolitik voraussetzen. Und die haben wir nicht.

 

Quelle: Manager Magazin